Backhaus: Jagd hoch angesehen


Ehrenamtlicher Einsatz „unbezahlbar“

Rund 400 Delegierte und Gäste aus Jagd, Politik, Verbänden und Unternehmen sind am Donnerstag (22. Juni 2017) zum Bundesjägertag in Rostock-Warnemünde zusammengekommen, um über Zukunftsfragen des Verbandes und die Bedeutung der Jagd in Deutschland zu diskutieren.

Am heutigen Freitag (23. Juni 2017), um 15 Uhr, wird Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Till Backhaus den öffentlichen Teil der Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnen.

Backhaus betonte im Vorfeld der Veranstaltung, dass die Jagd in der Bevölkerung des Landes Mecklenburg-Vorpommern eine erfreulich hohe Akzeptanz erfährt: „Durch die traditionell große Bedeutung von Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie die überwiegend ländliche Struktur haben die meisten Menschen hier oben im Norden das Verständnis für die Notwendigkeit der Jagd noch nicht verloren.“

In Mecklenburg-Vorpommern sorgen ca. 12.000 Jägerinnen und Jägern mit ihren 3.000 Jagdhunden als Naturschützer für einen artenreichen und gesunden Wildbestand. Davon sind 83 % im Landesjagdverband organisiert, der seit 1992 auch als anerkannte Landesjägerschaft gilt. Deutschlandweit gibt es etwa 382.000 Jägerinnen und Jäger.

Auch im restlichen Bundesgebiet sei die Jagd akzeptiert. Das habe eine vom Deutschen Jagdverband jüngst in Auftrag gegebene Image-Umfrage ergeben. Demnach seien rund 80% der Deutschen überzeugt, dass die Jagd notwendig sei, um Wildbestände zu regulieren und Wildschäden in Wald und Feld vorzubeugen. „Das bestärkt die Jägerschaft in ihrem täglichen Handeln“, so der Minister.

Die Jägerinnen und Jäger in Mecklenburg-Vorpommern bringen mit viel jagdlichem Geschick und unter besonderer Achtung vor der Kreatur jährlich etwa 127.000 Stück Schalenwild mit einem beachtlichen Gesamtgewicht von rund 3.200 Tonnen zur Strecke. Das landesweite potentielle Vermarktungsvolumen beläuft sich damit auf rund 6,6 Mio. € und allein 23 wildbe- und verarbeitende Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern veredeln das Wildbret zu hochwertigen Wildprodukten, die von der Bevölkerung immer hoch geschätzt sind.

Rot- und Damwild kommen jeweils auf etwa 80 % der Landesfläche vor, wobei 14 Wildschwerpunktgebiete existieren, die etwa ein Drittel der Landesfläche ausmachen. Hinzu kommen flächendeckend Reh- und Schwarzwild und partiell Muffelwild. Rot- und Damwild werden in 60 Hegegemeinschaften mit einer Fläche zwischen 5 und 30.000 ha bewirtschaftet.

Doch damit nicht genug: „Die Jagd spielt in vielen Dörfern unseres Landes eine wichtige Rolle. Die Jägerschaft organisiert viele Veranstaltungen und Feste im Land, die von den Menschen sehr geschätzt werden. Auch das Engagement der Jägerschaft in der Kinder- und Jugendbildung ist von unschätzbarem Wert für die Wahrnehmung der Natur und die Identifikation mit der eigenen Heimat“, betonte Backhaus. Müsste man die täglichen Leistungen der Jägerinnen und Jäger in Deutschland im Ehrenamt vergüten, käme man auf ein Äquivalent von fast 7 Mio. €, veranschaulichte er.

Politisch betrachtet hat die Weiterentwicklung des Jagdwesens in Mecklenburg-Vorpommern zu keiner anderen Zeit einen so großen Rückhalt erfahren: „Mit Erfolg haben wir uns auf Bundesebene für eine konkrete Regelung zur bundeseinheitlichen Verwendung von Büchsenmunition und eine bundeseinheitliche Jägerprüfung ausgesprochen. Besonders stolz bin ich auch auf die enge Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten und den hohen politischen Stellenwert der Wildschadensausgleichskasse. Wir sind das einzige Bundesland mit flächendeckend gebildeten Wildschadensausgleichskassen. Sie bilden das Rückgrat im Jagdwesen des Landes und stärken die Bodenständigkeit der Jagd“, so Backhaus.

Mit Sorge betrachte er hingegen die jüngsten Entwicklungen in einzelnen Ländern, in denen altbewährte Regelungen des Bundesjagdgesetzes abgeschafft werden sollen oder bereits wurden. Begründet werde dies oftmals mit der Notwendigkeit einer ökologischen und tierschutzgerechten Ausrichtung des Jagdrechts. Tatsächlich werden Wildarten aus dem Jagdrecht genommen, Jagdzeiten verkürzt oder aufgehoben, die Liste der sachlichen Jagdverbote verlängert, der Jagdschutz weiter eingeschränkt oder demnächst noch weitere Grundstücke befriedet. „Ist dann erst mal die Hegeverpflichtung abgeschafft, verkommt das Jagdwesen nur noch zur Abschusshilfe im Schadensfall“, warnte er.

Auch das Thema Wolf ließ der Minister nicht unerwähnt. Gerade mit Blick auf die dynamische Populationsentwicklung müssten bundesweit abgestimmte Lösungen her. „Wir führen dazu sowohl länderübergreifend als auch mit dem Bund entsprechende Abstimmungen. Ziel ist, eine Population sowie Maßnahmen zu definieren, die eine Vereinbarkeit der verschiedenen Anforderungen an die Kulturlandschaft auch zukünftig ermöglicht.“ Übergriffe auf Nutztiere könnten durch konsequente Herdenschutzmaßnahmen deutlich minimiert werden. Seit 2013 hat das Land Präventionsmaßnahmen mit etwa 290.000 € gefördert. Insgesamt kam es seit 2007 zu 63 Schadensfällen, bei denen der Wolf nicht als Verursacher ausgeschlossen werden konnte.

Schwerin - 23.06.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt