Deutscher Kongress für Versorgungsforschung


M-V übernimmt erste Länderpartnerschaft

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU): Konzept zur sektorenübergreifenden Versorgungsplanung wird entwickelt - Versorgung muss stärker an regionalen Gegebenheiten ausgerichtet werden - Überführung der Versorgungsmodelle in die Praxis das Ziel

In Berlin ist am Mittwoch der dreitägige Deutsche Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) gestartet. Im Mittelpunkt steht das Thema „Zukunft regionale Versorgung – Forschung, Innovation, Kooperation“. In der Bundeshauptstadt diskutieren Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Mecklenburg-Vorpommern übernimmt als erstes Bundesland eine Länderpatenschaft für den DKVF 2017. „Um die Versorgung auf Dauer in allen Teilen des Landes zu sichern, müssen Ansätze genutzt werden, die uns in die Lage versetzen, vorhandene Ressourcen besser zu nutzen. Die Versorgung muss stärker an regionalen Gegebenheiten ausgerichtet werden. Gleichzeitig können in der Praxis erprobte regionale Lösungen auch Blaupausen für andere Regionen sein“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe in Berlin.

Innovative Projekte gebraucht

Mecklenburg-Vorpommern gilt als Modellregion für die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Alterszusammensetzung der Bevölkerung und die Veränderungen der Morbidität. „Es ist ein überdurchschnittlicher Behandlungs- und Pflegebedarf zu erwarten. Darüber hinaus werden Fachkräfte benötigt, die den Bedarf abdecken können“, so Glawe weiter. „Wir brauchen gerade in einem Flächenland innovative Projekte für die Versorgung in den Regionen. Schließlich können wir uns die Reibungsverluste am Übergang zwischen den Sektoren immer weniger leisten. Wird die Versorgungskontinuität, zum Beispiel bei einem Wechsel von stationär zu ambulant nicht sichergestellt, verschwenden wir Ressourcen zu Lasten der Patienten“.

Konzept zur sektorenübergreifenden Versorgungsplanung wird entwickelt - Lösungen für konkrete Versorgungsprobleme in ländlichen Regionen

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Gesundheitsminister Glawe machte darauf aufmerksam, dass ein zukunftsfähiges, langfristiges Konzept zur sektorenübergreifenden Versorgungsplanung in Arbeit ist. „Dieses Konzept wird in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald entwickelt. Ziel in dem mehrjährigen Projekt ist es, Lösungen für konkrete Versorgungsprobleme in ländlichen Regionen zu entwickeln und sie in Modellregionen zu erproben“, erläuterte Glawe.

Das Projekt wird sich schwerpunktmäßig mit den Themen Pädiatrie, Geriatrie und Palliativversorgung einschließlich der Implementierung innovativer Versorgungskonzepte beschäftigen. Übergreifende Themen wie die Einbindung aller Sektoren und Professionen, der Fachkräftebedarf, die Fachkräftesicherung und telemedizinische Unterstützung werden jeweils in die Überlegungen mit einbezogen. Das Projekt ist auf insgesamt fünf Jahre angelegt. „Während in der ersten Phase zunächst Modelle für bestimmte Fokusregionen entworfen und umgesetzt werden, wird am Ende jeweils geprüft, inwieweit die Lösungen auf andere Regionen übertragbar sind“, sagte Gesundheitsminister Glawe.

Ein Ansatz: Einsatz von Telemedizin in ländlichen Räumen

Für die Gesundheitsversorgung der Zukunft, gerade in ländlichen Räumen, ist der Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen ein wichtiger Lösungsansatz. „Für Mecklenburg-Vorpommern ist Telemedizin eine absolute Notwendigkeit. Insbesondere mit ihrer Unterstützung kann durch den Zugriff auf eine ortsferne medizinische Fachkompetenz dazu beitragen werden, die ortsnahe Versorgung zu erhalten oder zu verbessern und Ressourcen besser zu nutzen. Im Hinblick auf die wachsende Zahl von Menschen mit chronischen Erkrankungen ist das Telemonitoring ein bedeutender Baustein zur Versorgung“, sagte Glawe.

Beispiele für Projekte aus Mecklenburg-Vorpommern

Als Beispiel für ein innovatives Projekt nannte Gesundheitsminister Glawe das Projekt `HaffNet´. Das Modellvorhaben beschäftigt sich mit der Patientenversorgung für die Uecker-Randow-Region und Anklam. Im Mittelpunkt der Kooperation steht die Vernetzung und Koordination von ambulanten und stationären Versorgungsleistungen. Ein weiterer neuer Ansatz ist die `Portalpraxisklinik in Wolgast´. „Mit den Beteiligten für die Region ist dort ein Konzept erstellt worden, das die Vorteile einer ambulanten Notfallversorgung mit denen der Anbindung an eine stationäre Versorgung verbindet. Dieses Projekt hat zum Ziel, die starren Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung zu überwinden“, betonte Gesundheitsminister Glawe.

Das Projekt `HerzEffekt MV´ hat das Ziel, dass mittelfristig alle chronisch herzkranken Patienten mit leichten bis schweren Symptomen einen wohnortnahen Zugang zu spezialisierter Medizin in Mecklenburg-Vorpommern erhalten. Dazu werden alle an der Patientenversorgung beteiligten und oftmals räumlich entfernten Institutionen - vom Hausarzt über den niedergelassenen Facharzt bis hin zu den regionalen Krankenhausbetreibern - im Betreuungszentrum, dem sogenannten Care-Center, zusammengeführt. Möglich ist das durch eine elektronische Vernetzung der einzelnen Patienten- und Behandlungsdaten.

Mit dem Vorhaben `Land|Rettung´ soll die Notfallmedizin, insbesondere unter den speziellen Anforderungen eines dünn besiedelten ländlichen Raumes, verbessert werden. Zentrales Element ist der Telenotarzt, der in Gebieten mit längerer Anfahrt den professionellen Rettungsdienst unterstützt. Für Patienten mit einem Herz-Kreislaufstillstand sollen zudem geschulte Laien und ausgebildete Ersthelfer die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken. Zusätzlich wird die Zusammenarbeit des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes, des Rettungsdienstes und der Notaufnahmen neu geordnet.

Versorgungsforschung zeigt Lösungen auf

„Die Versorgungsforschung trägt dazu bei, dass innovative, regionale und patientenorientierte Versorgungsmodelle entwickelt werden. Damit wird auf Verbesserungsbedarfe in der Gesundheitsversorgung reagiert. Diese Versorgungsmodelle werden mit Partnern in der Praxis erprobt“, so Glawe. Die Partner sind die Leistungserbringer wie Ärzte und Krankenhäuser, aber auch die Organisationen der Selbstverwaltung und die Krankenkassen.

Schwerpunkte beim Kongress für Versorgungsforschung - Überführung der Versorgungsmodelle in die Praxis das Ziel

Topthemen beim Kongress, der vom Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung e.V. veranstaltet wird, sind unter anderem innovative und sektorübergreifende Versorgungskonzepte, neue Formen der Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen, e-Health und Telemedizin sowie die patientenzentrierte Versorgung. „Das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung ist ein wichtiger Partner, wenn es um die Entwicklung und Evaluation neuer Versorgungsmodelle geht“, so Glawe weiter. Besondere Bedeutung kommt der Evaluation der Projekte zu. „Hier findet die Transferleistung statt, die Ergebnisse über die individuelle Perspektive hinausgehend auf übergeordneter Ebene einzuordnen. Im Erfolgsfall ist die Überführung der Versorgungsmodelle in die Praxis das Ziel. Je breiter die Partner des Projektes aufgestellt sind, desto größer ist die Akzeptanz der Ergebnisse und im Erfolgsfall die dauerhafte Überführung in die Praxis und gegebenenfalls in die Regelversorgung“, sagte Glawe.

Der 16. Deutsche Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) 2017

Der DKVF 2017 findet vom 04. bis 06. Oktober 2017 in Berlin statt. Unter dem Motto „Zukunft regionale Versorgung“ kommen Ärzte, Wissenschaftler und Vertreter aus Krankenkassen, Verbänden sowie der Gesundheitspolitik zusammen, um über die jüngsten Entwicklungen in der Versorgungsforschung zu diskutieren. Kongresspräsident und wissenschaftliche Leitung des Kongresses: Prof. Wolfgang Hoffmann, MPH, Universitätsmedizin Greifswald und Hauptgeschäftsführer des Deutschen Netzwerkes Versorgungsforschung e.V. Mehr Informationen unter www.dkvf2017.de und www.netzwerk-versorgungsforschung.de

Schwerin - 04.10.2017
Text: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit