Erlebnispfad „De lütt Küst“ auf Hiddensee


Erlebnispfad „De lütt Küst“ auf Hiddensee erklärt Küstendynamik

„Der erste Eindruck, den man von Hiddensee empfing, war der von Weltabgeschiedenheit und Verlassenheit. Das gab ihm den grandiosen und furchtbaren Ernst unberührter Natur.“ (Gerhard Hauptmann)

„Heute ist die wirkliche Weltabgeschiedenheit und Verlassenheit im digitalen Zeitalter kaum mehr möglich – was aber auf der Insel geblieben ist, seit den Lebzeiten des Künstlers ist die unberührte Natur und ihre Wirkung auf den Menschen“, sagte der Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Till Backhaus heute in Vitte anlässlich der Eröffnung des Küstenerlebnispfades „De lütt Küst“. Hier wächst die größte zusammenhängende Küstendünenheide im deutschen Ostseeraum. Markant ragt der eiszeitliche Inselkern aus der Landschaft, der Dornbusch mit seinem Steilufer, Trockenrasen, Gebüschen und Wäldern. Die Anlandungsgebiete und Landschaft sind in ständiger Bewegung, hier ist die Dynamik der Küste spürbar und sichtbar.

So kennzeichnen die typischen Salzwiesen den Übergang vom Land zu den flachen Boddengewässern. Dieser Mix seltener Lebensräume kommt hier in räumlich begrenztem Miteinander vor und ist auch erlebbar. In dem gut mit Wegen erschlossen Nationalpark ist die Beobachtung auch seltener Tiere und Pflanzen möglich. So können wir Seeadler, Kreuzotter, Regenbrachvogel, Steinwälzer, aber auch Sonnentau, Glockenheide, Sandstrohblume, Stranddistel beobachten und finden, die hier keine Seltenheit sind.

„Es ist also kein Wunder, dass sich zwischen der Rostocker Heide und der Insel Hiddensee ein Hot Spot der Biologischen Vielfalt befindet. Das Ziel im Nationalpark ist und bleibt: Natur Natur sein lassen und diese Dynamik erlebbar machen“, hob der Minister in seiner Rede hervor. Nirgendwo sonst im Nationalpark sind Natur, Schutzgebiet und Menschen so eng beieinander. Die Nutzung und der Schutz sind so eng verflochten, zum einen durch den Besucherdruck, zum anderen durch Bebauungsdruck, durch das Pflegemanagement auf den Flächen und einfach dadurch, dass auf einer relativ kleinen Insel alles begrenzt ist. „Die Wege von Mensch zu Mensch sind kürzer und Auseinandersetzungen bei Interessenkonflikten unausweichlich. Das macht ein gutes Miteinander und ein Mehr an offenen Worten erforderlich“, sagte Dr. Backhaus.

In Zusammenarbeit mit den Akteuren des Hotspotprojektes unter Federführung des NABU MV ist an dieser Stelle ein attraktives Angebot für die kleinen und auch großen Gäste der Insel entstanden – eine Küstenlandschaft zum Anfassen, Spielen und Lernen in Mitten der “echten“ Küsten-Naturlandschaft. Natur zum Anfassen, ist hier das Motto.

Der erste Erlebnispfad eröffnete im Mai 2006 auf dem angerenzenden Freigelände, nun soll der Erlebnispfad Lütt Küst den alten Erlebnispfad ablösen. „Der NABU Mecklenburg-Vorpommern schafft mit seiner Maßnahme Bau des Lehrpfads „De lütt Küst“ ein Bildungs- und Erlebnisangebot für Jung und Alt auf der Insel Hiddensee. Deshalb haben wir die Maßnahme bei Gesamtkosten von 6,7 Mio. € gerne mit 300.000 € unterstützt“, so der Umweltminister.

Der Erlebnispfad „De lütt Küst“ nimmt Bezug auf die Prozesse der Küstendynamik und ermöglicht Kindern und Erwachsenen, das Zusammenspiel von Wind, Wellen und Sand mit eigenen Händen zu erforschen. Das mit der Planung und Bauleitung des Küstenerlebnispfades beauftragte Büro lud die Junior Ranger der Insel Hiddensee, die Hiddenseer Hechte, zu Beginn des Planungsprozesses ein, um ihre Ideen für einen Lehrpfad mit Spielplatzcharakter auszutauschen. Die Vorschläge der Inselkinder wurden aufgenommen und weiter verfolgt, wie zum Beispiel die Seilbahn und Klettermöglichkeiten. Deshalb lag es nahe, dass die Junior Ranger das Ergebnis auch zuerst testen durften. "Test bestanden" war das Urteil der Kinder – das Beste, das die Macher des Projektes bekommen können. Am besten kam natürlich die Seilbahn an. Das neue Erlebnisangebot ist somit auch von Kindern für Kinder gemacht. Es lädt zum Bewegen, Entdecken und Spielen, zum Matschen, Toben und Lärm machen ein.

Schwerin - 08.05.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt