Stürmisches Jahr


Minister Dr. Till Backhaus (SPD) gab Jahresrückblick

Das Jahr 2017 hielt mit Stürmen, Kahl- und Spätfrösten und mit Starkniederschlägen große Herausforderungen für die Landwirtschaft bereit. Daran erinnerte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus in seiner Rückschau auf die vergangenen zwölf Monate in seiner heutigen Jahresend-Pressekonferenz. Kahlfröste – Bodenfröste ohne Schnee – hatten in den Wintermonaten zu Schäden an den landwirtschaftlichen Kulturen geführt; Spätfröste im April verursachten im Obstbau, besonders bei Steinobst, Totalausfälle. Ab Juli hatten Stark- und Dauerregenfälle die Ernte- und Wiederbestellarbeiten behindert und zu spürbaren Ertragsverlusten geführt. „Die Landwirte mussten nach 2016 bereits zum zweiten Mal witterungsbedingte Einbußen hinnehmen“, erinnerte Dr. Backhaus. Die Ernte von Erdbeeren und Äpfeln sei quasi ausgefallen. Immerhin seien die Erträge bei Körnerfrüchten trotz der widrigen Witterungsbedingungen deutlich besser ausgefallen als im Vorjahr. Dennoch lagen sie mit minus 4 Prozent bei Winterweizen, minus 9,7 Prozent bei Roggen und minus 19,3 Prozent bei Raps deutlich unter dem sechsjährigen Mittel, berichtete Backhaus. Auch die Preise für das Getreide lagen 2017 unter dem Durchschnitt der der letzten sechs Jahre. Lediglich die Rapspreise erreichten in diesem Jahr den höchsten Stand seit 2014.

Hingegen seien die Milchpreise im Jahr 2017 kontinuierlich gestiegen. Die Butterpreise stiegen zum Herbstanfang 2017 auf ein bisheriges Allzeithoch; auch die Käse- und Kondenzmilchpreise waren im Herbst gut.

Allerdings sei aktuelle Marktlage eher indifferent. Butter-und Käsepreise seien derzeit wieder im Sinken begriffen. Im November hatte sich der Kieler Rohstoffwert Milch des ife Instituts für Ernährungswirtschaft Kiel – er gilt als Indikator zur Marktbewertung – um 6,4 Cent, das entspricht einem Minus von 16,3 Prozent, von 39,3 auf 32,9 Ct/kg verringert. Der derzeitige Kieler Rohstoffwert Milch liegt erstmalig wieder niedriger als der Vorjahreswert, und zwar um 2,7 Prozent oder 0,9 Ct/kg. Im November 2016 lag er bei 33,8 Ct/kg.

Minister Backhaus versicherte, dass die Auszahlung der EU-Flächenprämie an die Landwirte in Höhe von insgesamt 356 Mio. € bis zum 28. Dezember 2017 an die Landwirte überwiesen sein werde, um finanzielle Planungssicherheit für die Landwirtschaft zu gewährleisten.

Anschließend warf er einen Blick auf das Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP), mit dem das Land Maßnahmen zur Verbesserung des Verbraucher-, Tier-, Umwelt- und Klimaschutzes unterstützt.

„Insgesamt haben wir im Jahr 2017 im Rahmen der Agrarinvestitionsförderung 114 Vorhaben mit einem Zuschuss in Höhe von 8,3 Mio Euro bewilligt. Damit wurden Investitionen in Höhe von rund 30 Mio Euro ermöglicht“, sagte Dr. Backhaus. Sehr gut angenommen worden sei die Ende 2016 aufgelegte Förderung von Technik, die zu einer deutlichen Minderung von Emissionen bei der Ausbringung von Wirtschaftsdüngern oder zu einer deutlichen Minderung von Umweltbelastungen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln führen. Für diese Umweltleistungen seien in diesem Jahr 78 Förderbescheide überreicht worden. Ab 2018 werden vom Landwirtschaftsministerium zudem Verfahren zur mechanischen Verfahren zur Unkrautbekämpfung gefördert.

„Weniger Chemie auf dem Acker bedeutet mehr Biodiversität und mehr Gesundheitsschutz für Mensch und Tier“, so Backhaus. Zunehmend beantragen auch ökologisch wirtschaftende Unternehmen AFP-Mittel, berichtete Backhaus.

2017 waren 11 Öko-Betriebe mit einem Zuschuss von insgesamt 2,1 Mio. Euro gefördert worden. Damit wurden ihnen Investitionen in Höhe von insgesamt 6,4 Mio Euro ermöglicht. Derzeit gibt es 1.141 Öko-Betriebe in der Land- und Ernährungswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. 883 landwirtschaftliche Unternehmen im Land bewirtschaften ca. 135.827 ha Fläche ökologisch. Damit liegt 2017 der Öko-Anteil an landwirtschaftlich genutzter Fläche in MV bei 10,1 Prozent.

Auch die Entwicklung der ländlichen Räume liege seinem Ministerium weiterhin am Herzen, betonte der Minister. „Wir wollen und dürfen keine Region aufgeben. Deshalb haben wir seit Beginn der zweiten ELER-Förderperiode im Jahr 2014 bis zum 31.12.2016 aus dem ELER-Fonds insgesamt knapp 90 Millionen Euro für Fördermaßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raumes ausgezahlt.

Davon flossen allein rund 33,4 Mio Euro in die Dorferneuerung und weitere 3,2 Mio Euro in die ländliche Infrastruktur. Mit knapp 11 Mio. Euro wurden bis Ende 2016 Neubau und Sanierung von 35 Kindertagesstätten und Schulen gefördert.“

Ein weiteres Thema der Pressekonferenz war die anwachsende Wolfspopulation im Land. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit 3 reproduzierende Rudel in Lübtheen, Ueckermünde und Kaliß. Bei den Übergriffen auf Haustierbestände, in denen ein Wolf als Verursacher in Frage kam oder nicht ausgeschlossen werden konnte, war 2017 ein deutlicher Anstieg erkennbar.

Wurden im Jahr 2007 im Land bei sechs Vorfällen 21 Nutztiere getötet und 3 verletzt, so stieg die Zahl der Vorfälle 2017 auf 26. Dabei wurden 64 Tiere getötet und 20 Tiere verletzt. Allerdings ei in 10 dieser Fälle mit insgesamt 32 getöteten und 13 verletzten Tieren der Grundschutz für die Herde mangelhaft gewesen oder fehlte ganz. In den übrigen Fällen werde den Tierhaltern der Schaden erstattet, so der Minister. Seit 2007 beläuft sich die vom Land beglichene Schadensausgleichsumme für seither insgesamt 79 Wolfsrisse auf etwa 58,6 T €.

Präventionsmaßnahmen zum Herdeschutz wurden seit 2013 mit etwa 305 T € gefördert. Davon wurden im Jahr 2017 rund 141 T € ausgereicht. Gefördert werden alle Maßnahmen, die über einen Grundschutz hinausgehen.

Unterstützung sicherte der Minister Gemeinden auch bei der Kastration frei lebender Katzen zu. Sie werde 2018 und 2019 mit jährlich 30.000 Euro fortgesetzt.

Ebenso können Fischer wegen der von der EU-Kommission für 2018 um 39 Prozent gesenkten Heringsfangquoten und der gleichbleibend niedrigen Dorschfangquoten auf finanzielle Unterstützung hoffen.

Insgesamt stehen 2018 für Mecklenburg-Vorpommern Hilfen in Höhe von 1,2 Mio. EUR bereit.

Auch zur Tierseuchen-Situation äußerte sich Minister Backhaus. „Nach der bisher schwersten und am längsten andauernde Geflügelpest-Epidemie zwischen dem 08. November 2016 und dem 09. Mai 2017 gibt es aktuell in M-V keine Hinweise für ein Vorkommen der Geflügelpest, weder bei Wildvögeln, noch bei Hausgeflügel“, so der Minister.

In MV war die Geflügelpest in 15 Einrichtungen – privaten und gewerblichen Geflügelbeständen sowie in Zoos – festgestellt worden. Außerdem wurde das Virus in 102 Fällen bei Wildvögeln nachgewiesen. Insgesamt mussten im Zuge der Tierseuchenbekämpfung 144.318 Stück Geflügel getötet werden. Für das Land ergaben sich hieraus Kosten in Höhe von ca. 1,23 Millionen Euro. Seit dem 03.03.2017 wurde das Virus in M-V weder bei Hausgeflügel oder gehaltenen Vögeln, noch bei einem Wildvogel nachgewiesen.

Die Gefahr der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest in Wildschweinbestände im Land wird indes vom Friedrich-Loeffler-Institut aktuell als mäßig bis hoch eingeschätzt.

Das Land hatte wegen der drohenden Gefahr eines ASP-Ausbruchs unter anderem ein 2-Millionen-Euro-Sofortprgramm zur Reduzierung der Schwarzwildbestände bis 2019 aufgelegt.

Schwerin - 18.12.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt