Barthe bekommt neuen Gewässerverlauf



Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Til Backhaus (SPD) stellte in Velgast die Pläne vor

Die 35 Kilometer lange Barthe soll sich wieder natürlich durch die Landschaft schlängeln. Im Zuge der Gewässerentwicklung durch das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern soll sie einen naturnahen Verlauf, breite Gewässerrandstreifen, eine standortortgerechte Bepflanzung und Strukturelemente, wie Totholz oder Steine erhalten. Ziel ist, das Abflussverhalten bei Starkniederschlägen zu vergleichmäßigen, um Ausuferungen zu verringern. Die Pläne dazu, stellt der Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Till Backhaus heute ab 16.30 Uhr auf einer Informationsveranstaltung zur „Barthe-Modellierung“ im Fachgymnasium, Neubaustraße 7, in 18469 Velgast (LK Vorpommern-Rügen) vor.

Die Barthe entspringt im Borgwallsee bei Stralsund, fließt dann westlich bis Altenhagen, von dort in nördliche Richtung bis zur Stadt Barth, wo sie in den Barther Bodden mündet. Wie viele andere Flüsse im Land ist sie in der Vergangenheit systematisch begradigt worden. Die Folgen: Es fehlt an Eigendynamik und gewässertypischen Lebensräumen, die für den Artenreichtum unabdingbar sind.

Damit entspricht das Fließgewässer nicht den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Diese fordert für alle europäischen Gewässer einen Zustand hoher Wasserqualität und Strukturvielfalt, der genug Lebensraum für Pflanzen und Tiere bietet. Die letzte Bestandsaufnahme hat gezeigt, dass ca. 97 % der berichtspflichtigen Fließgewässer (ca. 8.000 km) dieses Ziel verfehlen.

„Uns geht es aber nicht allein darum, gesetzliche Vorgaben auf dem Papier zu erfüllen. Naturnahe Gewässer sind in vielerlei Hinsicht von unschätzbarem Wert: sie besitzen eine hohe Selbstreinigungskraft, bereichern die Artenvielfalt, verschönern das Landschaftsbild, dienen der Naherholung und dem Tourismus und können auch zum Hochwasserschutz beitragen“, so der Minister.

Backhaus hat deshalb die Kampagne „MEIN WASSER MV“ ins Leben gerufen und den Gewässerschutz zu einem seiner wichtigsten politischen Ziele erklärt: „Wasser ist Leben. Deshalb müssen wir alle Anstrengungen darauf ausrichten, diese Ressource zu schützen.“

Die Modellierung der Barthe ist Baustein der Kampagne. Schon 2014 wurde dort ein 800 Meter langer Gewässerstreifen renaturiert, 2016 wurden standorttypische Bepflanzungen vorgenommen. Insgesamt sind für die bisherigen Maßnahmen vor Ort über 2,7 Mio. € europäische Fördermittel geflossen. Hinzu kommen Investitionen in Höhe von 350.000 € an Fließgewässern im Einzugsgebiet der Barthe.

Ab 2018 sollen ein weiterer 1,7 Kilometer langer Abschnitt renaturiert werden. „Die Umsetzung der Maßnahme erfolgt in Teilabschnitten, um Ansprüche von Landnutzer jederzeit umfassend in die Planungen einbeziehen zu können“, sagte Backhaus. Dabei geht um die Fragen: Was muss die Gesellschaft für den Zustand der Gewässer leisten? Welchen Anteil hat die Landwirtschaft? Was müssen die Landwirte hinnehmen? Was ist zumutbar und was nicht? Wie können die Vorhaben im Einklang realisiert werden?

In der Konzeptstudie, die der Minister heute vorstellt, wurde ein Abschnitt aus dem Borgwallsee und Löbnitz auf rund 27 km sowie die zufließenden Nebengewässer auf einer Länge von ca. 36 km betrachtet.

Ähnlich beispielgebende Projekte wurden am Tribohmer Bach (Zufluss zur Recknitz bei Ahrenshagen-Daskow), an der Swinow (Zufluss zur Peene bei Gützkow) oder am Haubach (Zufluss über Körkwitzer Bach in die Darß-Zingster-Boddenkette) durchgeführt.

Insgesamt stehen in der aktuellen ELER-Förderperiode für die naturnahe Gewässerentwicklung 60 Mio. € zur Verfügung. Seit 2000 wurden 290 Vorhaben mit 59 Mio. € Fördermittel in diesem Bereich umgesetzt.

Schwerin - 21.07.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt